30.01.25

Was ist eigentlich biologische Zahnmedizin?
Unser Titel müsste eigentlich noch weiter gehen mit der Ergänzung: … und wie unterscheidet sie sich von herkömmlicher Zahnmedizin? Aber letztlich geht es hier um mehr als eine bloße Begriffsbestimmung. Es geht um nichts Geringeres als unser Selbstverständnis. Das müssen wir immer wieder neu definieren. Denn – wie wir sehen werden – ist das gar nicht so einfach mit der Abgrenzung der existierenden Bezeichnungen. Um unseren ganz eigenen medizinischen Ansatz verständlich zu machen, gehen wir ein wenig zurück in unsere Anfangszeit.
Die Zeit der Praxisgründung
Damals haben wir, wie viele andere auch, den Begriff ganzheitliche Medizin benutzt. Vielfach wurde unsere Arbeit fälschlicherweise auch als Alternativmedizin bezeichnet, eine Medizin, die sich, wie der Name schon sagt, als Alternative zur Schulmedizin versteht. Ganzheitlich wäre richtiger gewesen und wurde auch immer populärer. Aber was soll denn ganzheitliche Zahnmedizin sein? Dieses Adjektiv ist recht schwammig und definiert nichts wirklich. Es kann vieles heißen: Der eine versteht darunter eine spirituelle Komponente, die nächste eine anthroposophische Medizin, wiederum andere verstehen darunter, dass sie spezielle Materialien verwenden und noch andere, dass sie zum Antibiotikum auch Darmkeime verabreichen. Die Bandbreite der Interpretationen ist enorm. In der Zahnmedizin war der Austausch von Amalgamfüllungen ein wichtiges Kriterium, ungeachtet der Qualität der Durchführung.
Die Wissenschaft erweitert ihr Spektrum
Mit der Entwicklung der Umweltzahnmedizin kommt der Begriff der biologischen Zahnmedizin auf. Die Urheber des Begriffes meinten damit vor allem, dass biologisch kompatible Materialien verwendet werden. Wir haben ihn ein wenig dahingehend umgedeutet, dass diese Medizin der Logik der Biologie – und damit der Natur – folgt. Gleichzeitig ist klar, dass die Erkenntnisse und Fortschritte der Umweltzahnmedizin einfließen. Die Umweltmedizin ist eine wissenschaftliche Disziplin, bei der die gesamten Einwirkungen der Umweltgifte auf den Menschen erforscht werden. Und da sich viele schädliche Materialien als Zahnersatzmaterial im Gebiss befinden, liegt es nahe, dass sich eine spezielle Umweltzahnmedizin herausbildete. Die Grundlagenforschung wurde insbesondere vom IMD (Institut für Medizinische Diagnostik) Berlin und der DEGUZ (Deutsche Gesellschaft für Umwelt-ZahnMedizin e. V.) vorangetrieben. Diese Institutionen leisten einen wesentlichen Beitrag zum Verständnis der Wirkung von Metallen und Kunststoffen im Körper und damit auch zur Anerkennung in der Medizin.
Bio-Logik vereint mit alter Weisheit
Viele biologische Zahnmediziner und -medizinerinnen gehen, wie wir, noch einen Schritt weiter und kombinieren die Umweltzahnmedizin mit dem Wissen der TCM (traditionelle chinesische Medizin). Leider verliert dadurch der Begriff ‚biologische Zahnmedizin‘ auch wieder an Klarheit. Es gibt insbesondere für die Art Zahnmedizin, wie wir sie in unserer Praxis betreiben, letztlich keine klare Definition, somit bleibt die Bandbreite der Zahnärzte mit ihren Angeboten für biologische Zahnmedizin uneinheitlich. Wir gehen tatsächlich auch noch darüber hinaus: In unserem medizinischen Verständnis reicht allein der Blick auf die Zähne nicht aus, um Krankheiten zu ergründen. Vielmehr müssen die Verbindungen und Wechselwirkungen zum gesamten Körper gesehen werden, also der komplette Organismus muss einbezogen werden. Das bedeutet zum Beispiel, dass beim Knochenaufbau am Kiefer auch das Mikrobiom im Darm und die Nährstoffversorgung betrachtet werden. Somit gehört für uns unbedingt zur biologischen Zahnmedizin eine umfassende Begleittherapie, die berücksichtigt, welche Nährstoffe, Hormone usw. der Körper braucht. Metalle können sich negativ aufs Mikrobiom auswirken, Kunststoffe auf den Hormonhaushalt, psychische Belastungen verändern die Zahnstellung usw. Das alles gilt es zu berücksichtigen, weshalb die allgemeinmedizinische Begleitung der zahnmedizinischen Behandlung in unserer Praxis konsequent durchgeführt wird. Auch der Begriff ‚systemisch‘ ist leider ungeeignet, da viele damit die systemische Therapie verbinden und die Umweltzahnmedizin außen vorlassen. Wer von ‚systemischer‘ Medizin spricht, wird auch schnell mal in eine esoterische Schublade gesteckt.
Daher haben wir uns entschlossen, bei unserer Arbeit von ‚biologischer Zahnmedizin‘ zu sprechen, da sie die zugrundeliegenden Disziplinen einschließt.
Verwandte Begriffe
Der Vollständigkeit halber müssen hier noch die Begriffe ‚integrative Medizin‘ und Komplementärmedizin genannt werden. Die integrative Medizin definiert sich als eine Medizin, die alle geeigneten therapeutischen Ansätze berücksichtigt, ganz gleich ob sie aus der Schulmedizin oder der Komplementärmedizin stammen. Ganz einheitlich wird aber auch dieser Begriff nicht verwendet, ebenso wie der Begriff der Komplementärmedizin, die versucht, Schulmedizin und Alternativmedizin zu verbinden. Das kann beispielsweise eine Schmerztherapie mit ergänzender Akupunktur sein, aber auch eine Therapie, bei der einem Patienten ein Cholesterinsenker verabreicht wird, gleichzeitig aber auch natürlich das Coenzym Q10, weil dieser Stoff vom Statin im Cholesterinsenker geblockt wird. Hier wird die Absurdität des Begriffsdschungels besonders deutlich, denn im Grunde ist es ganz ‚normale‘ Medizin, die schlichtweg auf dem neuesten Stand der Wissenschaft ist und danach handelt. Somit sollte auch ein „klassisch“ schulmedizinisch tätiger Arzt eben dieses Q10 dazu verordnen.
Wir werden auf jeden Fall nicht aufhören, einen eindeutig treffenden Begriff für unseren eigenen medizinischen Ansatz zu suchen. Und falls Ihr eine gute Idee habt – wir sind ganz Ohr!